Aus dem Schulprogramm des Gymnasiums Am Stoppenberg

3.4 Handwerksunterricht in den Jahrgangsstufen 7 - 9

Einordnung in das Gesamtkonzept

Um einer ganzheitlichen Schulbildung, als Grundauffassung von Bildung an einem Gymnasium, gerecht zu werden, planten die Verantwortlichen des Gymnasiums Am Stoppenberg schon bei der Gründung im Jahre 1966 den Handwerksunterricht als festen Bestandteil ihres Unterrichtsangebotes einer Ganztagsschule. Durch die Einrichtung dieses Unterrichtszweiges konnte der von Pestalozzi vertretene Ansatz mit „Kopf, Herz und Hand“ zu lernen, authentisch realisiert werden.

Bei der Eröffnung der Schule sagte der Ruhr-Bischof Dr. Franz Hengsbach unter anderem: „Diese Wirklichkeit aber, in der wir leben, macht eine unmittelbare Begegnung des Schülers mit der Arbeitswelt notwendig...“   Es dauerte vier Jahre, bis dieser Wunsch in die Tat umgesetzt werden konnte. Die Idee, Handwerksunterricht in das Schulprogramm einzubeziehen, war bisher an einem Gymnasium ohne Vorbild. Das Handwerksangebot vervollständigt die Vielseitigkeit des ganztägigen Lernens in einer Ganztagsschule und bietet mit seinem praktisch angelegten Lernumfeld sowie dessen Inhalten eine Abwechslung im eher theoretisch – wissenschaftlich orientierten Unterrichtsangebot.

Sachinformationen zum Handwerksunterricht

Das Gymnasium Am Stoppenberg bietet seit mehr als 45 Jahren Handwerksunterricht für die Klassen der 7., 8. und 9. Jahrgangsstufen an. In eigens dafür eingerichteten Werkstätten haben die Schülerinnen und Schüler zu Beginn der Mittelstufe die Wahl, sich für den Bereich Holz, Metall oder Textil zu entscheiden. Ein Wechsel innerhalb der drei Jahre ist grundsätzlich nicht vorgesehen. Um den Schülerinnen und Schülern eine Möglichkeit zu geben, Erfahrungen in den jeweils beiden anderen Werkstätten zu sammeln, bietet das Handwerk Am Stoppenberg in der Mitte des 8. Schuljahres die Werkstatt-Tour an. Während dieser Tour rotieren die Schülergruppen und lernen in jeweils 6 Unterrichtsstunden Neues über die nicht gewählten Handwerksbereiche, deren Materialien und Techniken.

Der Handwerksunterricht wird am Ende des 9. Schuljahres mit einem schuleigenen Zertifikat bescheinigt, das in der weiteren beruflichen Laufbahn der Schülerinnen und Schüler z. B. als Betriebspraktikum anerkannt werden kann. Um den Schülerinnen und Schülern der Unterstufe schon frühzeitig einen Zugang zu den Werkstätten und den dazugehörigen Tätigkeiten vermitteln zu können, wird empfohlen, die Angebote der Werkstätten im Neigungsgruppenbereich zu nutzen.

Generelle Zielsetzung des Handwerksunterrichtes

  • Erlernen handwerklicher Fertigkeiten in einem Zeitraum von 3 Jahren bei einem Gesamtstundenvolumen von ca. 200 Unterrichtstunden a 65 min.
  • Entwicklung von eigenverantwortlichem Handeln
  • Nutzung von Gestaltungsfreiräumen in Bezug auf Projektwahl und Arbeitsabläufen
  • Anlegen und regelmäßiges Führen einer kontinuierlichen, schriftlichen Dokumentation der eigenen Tätigkeiten in Form des Werkstatt-Tagesbericht- Heftes (WTB) zur eigenen Orientierung und als theoretische Ergänzung.
  • Erfahrungsaustausch in der Gruppe, verbunden mit der Entwicklung von Problembewusstsein und dem gemeinsamen Anstreben von Lösungen.      
  • Stärkung des Selbstwertgefühls durch die überwiegend selbständige Realisierung von Projekten.
  • Stärkung bzw. Festigung der Grundmotivation
  • Kennen lernen der Notwendigkeit und Anwendung von Arbeitssicherheit

Lernziele des 7. Schuljahres

  • Kennen lernen der Werkstätten, der Werkzeuge und deren Handhabe
  • Einarbeiten in den Werkstattbetrieb
  • Werkzeugverwaltung, Werkzeugreinigung u. -pflege,
  • Führen des Werkstatt -Tagesberichtsheftes
  • Kennen lernen der Werkstoffe,
  • Grundlagen der manuellen Werkstoffbearbeitung, Zuschnitt, Weiterverarbeitung
  • projektorientiertes Arbeiten mit individuellen Wahlmöglichkeiten
  • Arbeitssicherheit in Theorie und Praxis

Lernziele des 8. Schuljahres

  • Spezielle Verbindungstechniken der jeweiligen Materialien
  • Einsatz materialgerechter Verbindungstechniken bei weiterhin individueller Projektwahl
  • Arbeitsabläufe: Planung, Technische Zeichnung (Textil: Schnittmuster), Materialerfassung, räumliches Denken          
  • Fortführen der schriftlichen Dokumentation WTB

Lernziele des 9. Schuljahres

  • Abschlussprojekt als individuelle Aufgabe in Form der Realisation eines eigenen Projektes von der ersten Ideenskizze bis zum „letzten Schliff“
  • Dabei Vertiefung des Erlernten aus den Stufen 7 und 8.
  • Je nach Fähigkeiten Anwendung spezieller Arbeitstechniken  
  • Fortführen der schriftlichen Dokumentation WTB

Werkstätten

Die Werkstätten des Gymnasiums Am Stoppenberg sind für maximal 12 Schüler eingerichtet. Darüber hinaus gibt es Räumlichkeiten, in denen an gewerblichen Maschinen Werkstoffe für die Schülerinnen und Schüler vorbereitet werden.

Die Textilwerkstatt befindet sich im Hauptgebäude in der zweiten Etage, die Holz- und Metallwerkstätten befinden sich in einem separaten Gebäude vor dem Schulgebäude am Küchenhof.

Leistungsbewertung

Die Leistungen der Schülerinnen und Schüler erscheinen auf den Zeugnissen im klassischen Notenspektrum, sind aber nicht versetzungsrelevant. Die Bewertung der erarbeiteten Ergebnisse geschieht in transparenter Form. Dabei können die Schülerinnen und Schüler die erforderlichen Leistungskriterien so genannten Bewertungskatalogen entnehmen, mit ihren Leistungen vergleichen und dann mit dem Lehrer besprechen. Das Werkstatt-Tagesberichtsheft wird einmal im Halbjahr eingesammelt, korrigiert, bewertet und als Teilnote in die Zeugnisnote integriert.

Projekte im Handwerksunterricht

Da für den Handwerksunterricht an Gymnasien keine Lehrpläne existieren, orientiert sich der Fachbereich Handwerk an den Curricula der jeweiligen Ausbildungsberufe des Handwerks. Aus diesen Richtlinien werden die elementaren Bestandteile zu einem speziellen Lehrplan für das Gymnasium Am Stoppenberg zusammengestellt. Das Unterrichtskonzept ist grundsätzlich projektorientiert ausgelegt.

Die Materialien, die die Schüler im Unterricht verarbeiten, werden in der Regel zentral vom Lehrer eingekauft und an die Schülerinnen und Schüler ausgeteilt. Dazu wird halbjährlich ein Materialbeitrag erhoben, der sich in einem finanziellen Rahmen von 15-20 Euro bewegt. Dieser Etat wird durch das Bistum Essen bei Bedarf ergänzt und von den Lehrern selbstständig verwaltet und mit der Verwaltung abgerechnet.

Feedback

Die Feedback-Kultur ist im Handwerk noch nicht einheitlich und verbindlich geregelt. Seit 2010 existiert die „Fachschaft Handwerk“, die es ermöglicht, regelmäßige Sitzungen mit Lehrern und Elternvertretern abzuhalten sowie fachübergreifende Themen zu diskutieren. Angedacht wird auch, den Schülerinnen und Schülern eine Möglichkeit zu geben, die persönliche Meinung zum Handwerksunterricht mitzuteilen. Interessant könnten dabei auch die Erfahrungen sein, die auf dieser Werkstatt-Tour gemacht werden, da geschlechtsspezifische Klischees aufgebrochen werden, z.B. Mädchen in Metall oder Jungen in Textil.

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Ziele in der nächsten Zukunft

  • Ein vorrangiges Ziel wird es in nächster Zeit sein, einen verbindlichen Standard für das Führen und Bewerten des Werkstatt -Tagesberichtes zu erstellen.
  • Im praktischen Bereich sollen noch weitere Gemeinschaftsprojekte der drei Gewerke entwickelt werden, die einen engeren internen Bezug der Werkstätten zueinander herstellen sollen. Dieser positive Effekt wurde schon beim Projekt „Sitzenbleiber“ (Hocker in Kooperation der drei Werkstätten) festgestellt.
  • Die Ergebnisse der Abschlussprojekte in Jahrgangsstufe 9 sollen der Schulgemeinde in einer Form präsentiert werden, die bisher noch nicht gefunden wurde.